Geschichte

Geschichte des Seezeichenwesens

 

Leuchtfeuer prägen das Bild der Küstenlinie, vom Land und von der See aus. Leuchttürme bringen Maritimes auf das Festland, Landgebundenes in die See. Sie bekrönen steile Klippen und unterbrechen als hoch aufragende vertikalen flache Deichlinien.

 

Mit ihrem unendlichen Formenreichtum von Gittermasten, Beton- und Stahlpfählen über Eisenrähren bis zu kirchturmartigen Backsteingebäuden sind die grauen, schwarzen, weißen, gelben, braunen, schwarz-weißen und roten Türme entlang der navigatorisch schwierigen deutschen Küsten aufgereiht.

 

Ihre Architektur zeigt scheinbar Mittelalterliches neben funktional Modernem, barock Verspieltem neben klassistisch Strengem. Doch der Eindruck täusch. Die überwiegende Zahl der heutigen Leuchttürme stammt aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

 

„Ein Leuchtturm ist ein hohes Gebäude, an dessen Spitze Lichter aufgehängt werden, um den Schiffen den Weg zu weisen“, so formulierte kurz und knapp Samuel Johnson im 18. Jahrhundert und beschrieb das, was uns heute unter einem Leuchtturm vorstellen, wenn auch die Befeuerung moderner geworden ist.

 

Im nördlichen Europa, also auch an den deutschen Küsten, geht die Einrichtung von Leuchtfeuern bis ins hohe Mittelalter zurück. Südeuropa, vor allem der Mittelmeerbereich, kannte solche Zeichen schon in der Antike. Hier ist die Heimat des Leuchtfeuerwesens.

Koloss von Rhodos

Nach einem uns von dem römischen Schriftsteller Plinius im XXXXVI. Buch seiner „Historia naturalis“ im 12. Kapitel gegebenen Bericht war dieses Seezeichen vor der Hafeneinfahrt von Rhodos eine 34 Meter hohe Statue des Sonnengottes Helios. Sie soll um das Jahr 300 v. Chr. von dem Bildhauer Chares von Lindos in zwölfjähriger Arbeit geschaffen worden sein. Ein halbes Jahrhundert später wurde die Statue bei einem Erdbeben umgeworfen und lag seit dem auseinandergebrochen am Boden. Sie wurde später eingeschmolzen. Es gibt verschiedene Darstellungen wie die Statue ausgesehen haben soll, aber genaues ist bis heute nicht bekannt geworden.

 

 

Fast zur gleichen Zeit entstand in den Jahren 288 bis 280 v.Chr. auf der dem Hafen von Alexandrien vorgelagerten Insel Pharus ein anderer Riesenturm. Der Leuchtturm Pharus. die uns überlieferten Höhenangaben schwanken zwischen 90 und 130 Meter.

Leuchtturm Pharus Alexandrien
La Couruna

Der einzige aus dem Altertum noch erhaltene Leuchtturm steht an der Nordwestküste Spaniens, der Leuchtturm La Courona. Er wurde im Auftrag des Kaisers von Servus Lupus um 100 n. Chr. erbaut. Der Turm von La Coruna dient heute noch als Leuchtturm und ist das älteste Leuchtfeuer, da noch in Betrieb ist. An ihm kann man einen guten Eindruck von der Bauart römischer Leuchttürme gewinnen.

 

Auch Reste des römischen Leuchtturms von Dover sind erhalten, eines mächtigen, viergeschossign Bauwerks, das heute innerhalb der Mauern der Burd von Dover steht, auf dem 40 Meter hohen Felsen.

Auch Reste des römischen Leuchtturms von Dover sind erhalten, eines mächtigen, viergeschossigen Bauwerks, das heute innerhalb der Mauern der Burd von Dover steht, auf dem 40 Meter hohen Felsen.


 

Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches in den Wirren der Völkerwanderzeit seinen die meisten aktiken Leuchtfeuer außer Betrieb gekommen zu sein. Es gab keine der römischen ansprechnede weiträumige Schifffahrt mehr, und alle notwendigrn admonstrativen Strukturen waren zerbrochen.


 

Erst ab dem 12. Jahrhundert begann im Mittelmeerraum und kurze Zeit später in West- und Nordeuropa – und zwar überwiegend unabhängig voneinander -eine Renaissance des Leuchtfeuerwesens.


 

Um 1550 dürften die flandrisch-niederländischen Küsten und Inseln mit ungefähr 15 Leuchtfeuern gesichert gewesen sein. Von hier aus wurde der Brauch, an besonders wichtigen Punkten errichtete Seezeichen zu befeuern, in den hansischen Schifffahrtsbreich übernommen, traf dort aber auf eine andere, aus Skandinavien stammende Tradition.


 

Schon bei den antiken Leuchttürmen war klar geworden, dass befeuerte Zeichen nicht den Beginn, sondern den Höhepunkt der Entwicklung von Seezeichen markierten.

Marienhafe Kirchturm

Navigation – die Bestimmung von Standort und Kurs war in früherer Zeit nur in Küsten- oder Inselnähe möglich. Die Küstenschifffahrt fand früher nur am Tage statt. Zur Orientierung dienten unter anderem Kirchen (wie der hier abgebildete Kirchturm Marienhafe) und markante Punkte an Land, sogenannte Vertoonungen oder Landmarken. Auf alten holländischen Seekarten, aber auch in heutigen Handbüchern zu den Leuchtfeuerverzeichnissen, sind diese Landmarken noch verzeichnet .Erste Seezeichen waren hölzerne Baken und Kaaps. Auf Borkum und Norderney sind diese Kaaps heute noch vorhanden.

 

Es gibt an den deutschen Küsten über 200 Leuchtfeuer, von denen einige heute nur noch ein technisches Denkmal sind, andere wiederum nur aus röhrenförmigen modernen Feuerträgern bestehen. Im Zuge der modernen Sattelitennavigation wird sich in den nächsten Jahren die Zahl der Leuchtfeuer weiter verringern. So sind z. B. der Leuchtturm Cuxhaven , Leuchtturm RoterSand und Falshöft nicht mehr in Betrieb.

 

Quelle u.a. : WSA – Euro 8/2001 – Auszüg aus dem Bildband Leuchttürme an deutschen Küsten von Uwe Schnall/Eilert & Richter Verlag; Das gab es schon im Altertum“ – Technisches Meisterwerke von Jahrtausenden, Pieter Call Arena-Verlag, Würzburg 1962; www.seven-wonders.de/koloss.html www.flippi.net/themen/Leuchtturm/index.htm?leucht17.htm

Bildquelle Koloß von Rhodos: https://www.kunstkopie.de/a/bertuch/kolossvonrhodos.html