Tegelerplate

Tegelerplate

 

In Höhe der Position des Feuerschiffs BREMEN wurde 1965 ein 24 m hoher Turm errichtet, der Leuchtturm "Tegeler Plate". Der am Nordende der Plate stehende Stahlturm sollte zusammen mit Leuchtturm "Alte Weser" das Feuerschiff BREMEN ersetzen. Der Turmschaft besteht aus einem 30 Meter hohen Gründungschacht, von dem 18 Meter in den Meeresgrund gespült wurden. In dem oberen Schaft befinden sich die Treppen. Auf diesem Teil wurde der Turmkopf mit Tank für Wasser und Öl aufgesetzt. Der Kopf besteht aus einem Betriebsgeschoss und dem Dach mit Radarreflektor. Der von der Firma Wulf in Wilhelmshaven fertig gestellte Turm wurde mit dem Schwimmkran "Mok Wi" zur Baustelle in die Außenweser verbracht und dort in den Meeresboden eingespült. Der Leuchtturm "Tegeler Plate" wurde mit einer Hochspannungsschaltanlage, Transformatoren, einem Notstromaggregat und einer Optik mit Otterblenden ausgerüstet. Der Turm war gleich für vollautomatischen Betrieb vorgesehen und besitz daher nur Notunterkünfte für das Wartungspersonal. Das Leuchtfeuer hat je einen Leitsektor für die Neue Weser und Alte Weser. Sein Lichtstrahl ist 14 Seemeilen weit sichtbar. Durch den Bau des Leuchtturms "Tegeler Plate" wurde die Feuerschiffsstation "Bremen" aufgelöst.

 

Bereits 1951 plante die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung den Bau von festen Leuchtfeuern auf der Tegeler Plate, um u.a. die hohen Kosten für das Feuerschiff "Bremen" einzusparen und um die Ansteuerung in die Neue Weser zu verbessern. Erste Planungen sahen den Bau einer Stahlbake nach Plänen des WSA Tönning vor. Doch dazu kam es nicht, man setzte erst einmal einen Probe- bzw. Bakenpfahl, für den Mitte 1952 die Fa. Metall- und Holzbau ein Toppzeichen fertigte. Ende 1952 wurde der Bau einer Richtfeuerlinie geplant, wobei umfangreich die morphologische Entwicklung dieses Sandes untersucht worden war.

 

Anläßlich einer Ministerialbereisung vom 21. bis 23.04.1954 mußte festgestellt werden, dass der Bau einer Richtfeuerlinie, die man alle 5 Jahre hätte versetzen müssen, unwirtschaftlich ist. Statt dessen ist empfohlen worden, mittelfristig den Bau eines Leitfeuers zu untersuchen, da durch Verschieben der Leitsektoren den Veränderungen des Fahrwassers leichter zu begegnen ist. Wegen der wandernden Sände kam als Standort nur ein relativ weit vom Hauptfahrwasser entfernter Standort infrage, so dass der Nutzbereich erst im Abstand von ca. 4 Seemeilen beginnen würde.

 

Aus Kostengründen sind dann aber weitere Planungen erst einmal verschoben worden. Man schlug vor, die schwierigen Navigationsverhältnisse in der fraglichen Außenweserstrecke durch die Entwicklung einer Radaranlage auf dem LT "Roter Sand" zu verbessern. Letztlich wurden diese Planungen aber durch den Bau des LT "Alte Weser" überholt. Für mehr Planungssicherheit sind 1956 dann nochmals die Sandbewegungen im Bereich der Außenweser untersucht und dabei die Tiefenlinien der Jahre 1950 bis 1955 gegenübergestellt worden.

 

Im Rahmen der Planungen und des Baus des LT "Alte Weser" wurden schließlich die Entwürfe zum Bau des Leitfeuers "Tegelerplate" konkret. As Standort wählte man das "hohe" Sandgebiet der Tegeler Plate. Nicht nur das Hauptleitfeuer in Richtung Neue Weser, sondern auch eine Leitorientierung zur Alten Weser zwangen zu diesem Standort mit, wie bereits erwähnt, langer Strecke außerhalb des Nutzbereiches. Aus heutiger Sicht wäre eine Lage ca. zwei Seemeilen weiter in Richtung NW besser gewesen, denn bis heute ist das Feuer bei unsichtigem Wetter kaum auszumachen. Schließlich ist das Leitfeuer dieses Turmes das wichtigste für die in die Neue Weser einlaufende Schifffahrt. Zwar wurde 1985 ein Entwurf für das Versetzen des Turmes aufgestellt, doch aus Kostengründen kam es nicht dazu.

 

Die Herstellung des Turmes ist am 12. Dez.1963 als Betonturm ausgeschrieben worden. Für einen Stahlturm von Ø 2,5 m (Sondervorschlag) erhielt die Bergungsfirma Wulf, Wilhelmshaven den Zuschlag. Die Gesamtlänge des Turmes mit Betriebsgeschoß und Laterne betrug 47 m. Das Gründungsrohr reicht ca.18 m in den Sand, das Feuer ist 21 m über MTHW zu sehen.

 

Die Stahlbauarbeiten führte die Fa. Norddeutsche Eisenbau, Sande aus. Für die Messingarbeiten der Laternenverglasung zeichnete die Fa. Totzke aus Neumünster. Der Turm ist komplett einschließlich der Rüttel- und Spüleinrichtungen in Wilhelmshaven auf einem Platz neben der KW-Brücke und am Kranschiff "Mok-wi" zusammengesetzt worden. Gewicht ca. 150 t. Die Montage -in einem Stück- versprach eine kurze Bauzeit vor Ort. Aufrecht transportierte man den Turm von der Jade in die Weser. Zwischenzeitlich ist auf der Teggeler Plate, am vorgesehen Standort, ein Probepfahl eingespült worden, um sicher zu sein, dass man nicht auf zu harte, evtl. bindige Bodenschichten stößt. Dieser Pfahl diente der Orientierung beim Anfahren und letztlich auch als Ankerpfahl.

 

Voll ausgerüstet wartete das Kranschiff seit Anfang Juni 1965 auf das Auslaufen. Wegen anhaltend schlechten Wetters begann erst am 1. Juli 1965 der Transport, aber auch dieser erste Anlauf klappte nicht, es musste Bremerhaven als Schutzhafen angelaufen werden. Am 15.Juli 1965 "landete" man auf der Tegeler Plate und in der Nacht zum 16. Juli brachte man den Turm endlich auf Tiefe. Zum ersten Mal ist damit ein 47 m langer Turm in einem Stück auf Position gebracht und durch Rütteln und Spülen abgesenkt worden. Schwierigkeiten gab es anschließend bei der Senkrechtstellung. "Mok-wi" war doch wohl für diese gewaltige Leuchtturmlast zu klein. In Zukunft wurden deshalb die Baken getrennt nach Gründung und Aufbau erstellt. Eine Verbesserung der Senkrechtstellung konnte als "Nacharbeit" erst im September 1965 vorgenommen werden. Im Umkreis von 15 m ist der Boden mittels Rüttler verdichtet, eine Steinschüttung unmittelbar am Turm verhindert das Auskolken. Der Schaft ist bis zum Schott auf NN -0,30 m mit Sand verfüllt. Um mehr Stabilität zu erhalten, der Turm schwankte bei Sturm, ist Ende der 60-iger Jahre der Schaft oberhalb des Schotts bis OK Öltank mit Colcretebeton verfüllt worden.

 

Ende Oktober begannen die Kabelverlegearbeiten. Das Seekabel, vom LT "Robbenplate" kommend, lag bereits als große Schleife auf der Tegeler- Plate, denn es diente der Einspeisung für den LT "Alte Weser". Das inzwischen ca. 1,0 m tief eingesandete Kabel ließ sich nicht freispülen, so das zwei Kabel aus dem Turm herausgeführt werden mussten, die man dann an die Kabelschleife anschloß. Ende des Jahre 1965 wurden die Arbeiten zur Befeuerung abgeschlossen, so dass Anfang 1966 der Turm seine Leuchtfeuerfunktion übernahm.

Die erste Befeuerung bestand aus einer von der Fa. Weule, Goslar, erstellten Gürteloptik.
Die Daten:

  • Spannwinkel 360 °
  • Höhe 107,4 cm
  • Brennweite 300 mm
  • Optische Ringe: D / Ko / Ku : 7 / 7 / 5
    Die alte Optik steht heute unten im Richtfunkturm Bremerhaven
  •  

Bestückt bis 1977 mit einer 24 Volt/ 1000 Watt- Lampe und bis 1992 mit einer Xenon-Lampe 1600W/2. Dadurch eine Verdreifachung der Lichtstärke. Später setzte man eine Xenon-Lampe von 2000 Watt ein und erhielt folgende Tragweiten. Nenn-Tragweiten mit Xenon-Lampe: Weiß: 21,1 sm Rot: 17,7 sm Grün: 16,5 sm Die Kennung in den Leitsektoren erzeugten Otterblenden.

1992 ist die Optische Einrichtung geändert worden, da die Otterblendenanlage wegen vieler Störungen oft ausfiel. Des weiteren war auch eine Taktung der Orientierungssektoren erwünscht.

Die Daten der neuen Gürteloptik:
Spannwinkel 360°,
Höhe 542 mm,
Brennweite 250 mm,
"Nur" 11 dioptrische Ringe.


Als Leuchtmittel dient eine Xenon-Lampe XBO 2000 W Durch den Einbau einer innen angeordneten Umlaufblende haben sämtliche Sektoren die gleiche Kennung. --Ubr. (3) , 1d, 2h, 1d, 2h, 1d, 5h, = 12 sec.-- Durch Farbscheiben innen vor der Laternenverglasung werden die erforderlichen Farbsektoren erzeugt. Nenn-Tragweiten: Weiß: 21 sm, Rot: 17,9 sm, Grün: 16,5 sm.

Am Leuchtturm Tegeler Plate wurden im Sommer 200 Korrosionsschutzmaßnahmen durchgeführt.

Aktualisierung: 13.09.2009
Text Rolf Seedorf (17/09/06), Ergänzungen Manfred Schüler