Die Zeitballsäule an der "Alten Liebe" Cuxhaven 1875 – 1934
Der Zeitball war eines der markantesten Bauwerke des früheren Hafenbildes Cuxhavens und eine wichtige Einrichtung für die Schifffahrt. Zeitbälle für die Schifffahrt entstanden zuerst in England. Das Deutsche Reich entschloss sich 1873 an wichtigen deutschen Hafenplätzen solche Einrichtungen anzulegen. 1875 entwarf der Leiter der Cuxhavener Wasserbauinspektion, Hugo Lentz, die Zeitballsäulen für Cuxhaven, Bremerhaven, Swinemünde und andere Häfen und andere Häfen und erhielt darauf sogar ein Reichspartent.
Das Bild zeigt den Schutzdamm der Alten Liebe, aufgenommen 1875 (etwa in Höhe des Semaphors) von dem Cuxhavener Fotografen J.O. Angelbeck. Im Hintergrund ist das ehemalige Lotsenwachhaus auf dem Tonnenhof zu erkennen. Rechts neben dem Zeitball entstand 1879 das Kaiserliche Postamt Cuxhaven 2 mit dem neuen Telegrafenamt (später Marine-Signalstelle).
Am 20. Oktober 1875 wurde der Cuxhavener Zeitball seiner Bestimmung übergeben, Seine Säule stand auf einem sturmflutsicheren Betonfundament. Auf einer 2,6 Quadratmeter großen Plattform befand sich in 16 Meter Höhe der eigentliche, weitere 8 Meter hohe, Zeitapparat mit dem Zeitball von 1,5 Meter Durchmesser, dessen Fallhöhe 3 Meter betrug.
Am 20. Oktober 1875 wurde der Cuxhavener Zeitball seiner Bestimmung übergeben, Seine Säule stand auf einem sturmflutsicheren Betonfundament. Auf einer 2,6 Quadratmeter großen Plattform befand sich in 16 Meter Höhe der eigentliche, weitere 8 Meter hohe, Zeitapparat mit dem Zeitball von 1,5 Meter Durchmesser, dessen Fallhöhe 3 Meter betrug.
Die Auslösung des Balles erfolgte auf elektrischem Wege durch eine im Telegrafenamt (früher Efeu-Haus in der Poststraße, ab 1879 bei der Alten Liebe aufgestellte Normaluhr, die über eine eigene Posttelegrafenleitung mit der Uhr der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf verglichen wurde.
Der Zeitball gab niemals (auch durch seinen Fall nicht) ein akustisches, sondern immer ein optisches Signal. Es wurden zunächst zwei Signale gegeben. Um 13 Uhr nach Cuxhavener Zeit und um 13.34 Uhr nach Greenwicher Zeit. Zehn Minuten vor jedem Signal zog man den Ball auf halbe, 3 Minuten vor der Zeit auf ganze Höhe. Zur gegebenen Uhrzeit löste man sein Fallen elektrisch aus. Bei Störungen wurde ein kleiner roter Ball zur halben Höhe des Gerüstes gezogen. Später gab man nur noch ein Signal, und zwar um 12 Uhr mittags Mitteleuropäischer Zeit.
Ab 1. April 1905 unterstützte die Kaiserliche Kommandantur in Cuxhaven das Zeitsignal akustisch, indem sie um 12 Uhr, mit dem Fallen des Zeitballes, von der Salutbatterie des Forts Grimmershörn einen Mittagsschuss als Signal für die militärischen Werke und Kasernen abfeuerte. Dies war der heute noch in Cuxhaven legendäre "Klütenschuss" (Klüten = Mehlklöße).
Der Schuss war für die Cuxhavener Hausfrauen das Signal, die Klüten ins heiße Wasser zu setzen und für die Männer (besonders bei sonntäglichen Hafenspaziergängen) das Zeichen, zu Tisch zu gehen.
Im ersten Weltkrieg entfiel der "Klütenschuss", wurde am 08. November 1919 wieder eingeführt, am 08. Juli 1922 aber aus Kostengründen wiederabgeschafft.
Am 17. Mai 1929 wurde der Zeitball durch eine Lichtzeichenanlage auf der alten Säule ersetzt. Diese modernere Anlage war sogar mit den telegrafischen Zeitzeichen von Paris gekoppelt.
Ihr weithin sichtbares Lichtzeichen wurde nach einem Zeichensystem um 0, 6, 12 und 18 Uhr eingeschaltet. Im September 1934 konnte die Zeitanlageaußer Betrieb gestellt werden. Sechs Jahrzehnte hatte sie gedient. Mit ihrem Abriss wurde das Hafenbild an der "Alten Liebe" um eine Attraktion ärmer.
Text und Bildquellen: lentz-familie.de, alte Postkarte Zeitball 1929