Borkum Tagessichtmarken und Kaapen
Navigation – die Bestimmung von Standort und Kurs auf See – war in früherer Zeit nur in Küsten- oder Inselnähe möglich. Die Küstenschifffahrt fand früher nur am Tage statt. Zur Orientierung dienten unter anderem Kirchen und markante Punkte an Land, sogenannte „Vertoonungen“. Hier auf einer Abbildung von einer alten holländischen Seekarte. Auch in heutigen Handbüchern zu den Leuchtfeuerverzeichnissen sind diese Markierungen noch verzeichnet.
So wurde auch 1576 der Turm der Borkumer Kirche im Auftrage der Emdener Kaufmannschaft erhöht. Die ersten Fahrwassertonnen wurden etwa zur gleichen Zeit ausgelegt. In alten Segelanweisungen war der Turm der Borkumer Kirche als Tagessichtmarke bereits erwähnt. Aus übrig gebliebenen Steinen vom Bau des Emdener Rathauses erhöhte man 1576 den Turm auf 41 m. Der Turm ging zu dieser Zeit auch in den Besitz der Stadt Emden über. Im oberen Teil war das Mauerwerk durchsehbar. Bei genauer Südstellung konnten die Seeleute in Deckpeilung (eine Linie) gebracht die äußerste Osteremstonne finden. Bei der Erneuerung des brüchigen Mauerwerks 1780 wurden die Öffnungen zugemauert und der Turm mit quadratischen Eichenbalken versteift.
Um das Erreichen der Insel zu erleichtern wurden 1628 auf dem Westland und 1794 auf dem Ostland jeweils zwei Baken oder Kaaps errichtet. Diese Baken mussten im Dreipunktverfahren angesteuert werden, so dass die Ansteuerungstonne Osterems auf der Linie Großes Kaap – Alter Turm und die Westeremstonne Kleines Kaap – Alter Turm liegen musste.
Die heute noch vorhandenen Kaaps wurden 1872 nach dem deutsch-französischen Krieg von Preußen erbaut. Aus roten Klinkern mit hölzernen Toppzeichen entstanden unter anderem das Große Kaap (linke Abb.) und das Kleine Kaap, wobei das Große 23 m und das Kleine 11,7 m hoch ist. Weiter südlich in Höhe des kleinen Leuchtturms stand früher noch ein 20 m hohes Kaap. Etwa aus dieser Zeit stammt auch die Kugelbake im Südwesten der Insel. Die Form des Toppzeichens des Kleinen Kaaps ist wie ein Stundenglas, dem seemännischen Zeichen für Westen.