Wangerooge
Wangerooge
Das erste bekannte Seezeichen der ostfriesischen Insel Wangerooge war bereits im 14. Jahrhundert der Turm der St. Nikolei-Kirche als Tagesichtmarke. Im 16. Jahrhundert verfiel der Turm.
1597 begann man mit dem Bau eines 40 m hohen fünfstöckigen Signal- und Wehrturm aus Stein begonnen, der 1601 fertiggestellt wurde. Er stand auf der Position 53°48' Nord und 7°41' Ost. Die nur zwei Turmspitzen des Westturmes zeigten genau die Nord-Süd-Richtung an und boten somit der Schiffahrt gute Peilmöglichkeiten. Auf Antrag des Grafen Anton Günther wurde im Mai 1612, anläßlich der Kaiserwahl in Frankfurt, die Genehmigung zur Erhebung eines Weserzolls erteilt. In der Nordspitze des Turmes wurde am 15. März 1624 erstmals eine Laterne entzündet.
Da ihre Wirkung und somit der Nutzen für die Schiffahrt so gering war, wurde das Feuer nur bis Pfingsten 1624 betrieben. Um diese Situation zu verbessern sollte eine Neukonstruktion Abhilfe schaffen. Es wurde eine dritte Turmspitze, höher als die beiden anderen, errichtet. Der Turm hatte nun eine Höhe von 56 Metern. Das Laternenhaus war mit 56 Scheiben verglast. Die Lichtquelle des Leuchtfeuers war eine Tranlampe. Aber auch dieses Feuer brannte nur bis 1630, ein Brand zerstörte den hölzernen Turmaufbau. Als Leuchtfeuer wurde der Westturm nicht mehr in Betrieb genommen. drei Jahrhunderte lang diente er weiterhin als Tagessichtmarke, Inselkirche und Zufluchtstätte bei Sturmfluten. Bei den tagelangen Sturmfluten 1854/55 blieb der Westturm als einziges Bauwerk stehen, während das Dorf und die Insel um ihn herum vom Meer verschlugen wurde. Der Turm stand nun allen mitten im Meer und wurde von jeder Flut umspült. Mit Bremer Unterstützung gelang seine Erhaltung, es wurden die Fundamente verstärkt. Da die Marineleitung befürchtete der Turm könnte feindlichen Schiffen und Flugzeugen als Orientierung dienen, wurde er Weihnachten 1914 gesprengt. Bei Ebbe sind die Fundamente des alten Westturmes heute noch sichtbar. Ein Nachbau des historischen Bauwerk entstand 1933/34 etwa 800 m östlich des einstigen Standorts. Im 56 m hohen Westturm ist heute eine Jugendherberge untergebracht, ein Leuchtfeuer befindet sich nicht mehr im Turm.
Lange Zeit waren Steinkohlenblüsen die sicherste und wirkungsvollste Lösung für die Befeuerung der Küsten, so auch auf Wangerooge. So wurde z.B. 1706 auf einem runden Steinturm eine Feuerblüse eingerichtet. Die Blüse auf dem runden Leuchtturm von 1814 wurde dort durch 2 im Abstand von 2,50 m aufgestellten Laternen ersetzt. In diesen Laternen befanden sich je 6 um ihren Mittelpunkt gestellte Argandsche Lampen mit spärischen Reflektoren. Die Doppelfeuer sollten eine Verwechselung mit den benachbarten Feuern auf Borkum, Helgoland und Neuwerk vermeiden. In größeren Entfernungen reichten aber die Lichtquellen nicht aus, um sie getrennt zu erkennen. Vom Dezember 1814 bis zu seiner Zerstörung durch die Sturmflut vom 3. Februar 1825 war das Feuer in Betrieb.
Bis zum Bau des neuen Leuchtturmes war von 1825 bis 1830 auf Wangerooge eine provisorische hölzerne Steinkohlenblüse in Betrieb. In der Zwischenzeit wurde auf einem 23 m hohen Turm eine von J.G. Repsold gebaute Laterne mit Blinkfeuer aufgestellt. Das Feuer wurde am 1.11.1830 gezündet und die Blüse gelöscht. Eine Verwechselung des Wangerooger Feuers mit Borkum, Helgoland und Neuwerk war nun ausgeschlossen. Vermutlich wurden in der Laterne Argandsche Lampen mit Parabolspiegeln verwendet. Als 1856 nach der Zerstörung des Dorfes am Ostende der Insel ein neues Feuer gebaut wurde, gab man dieses Feuer auf.
Nach einem Entwurf des oldenburgischen Baurat Lasius wurde 1855 im Osten der Insel ein Leuchtturm erbaut. Es war ein massiver Steinturm mit grauem Zementputz. Die Laterne hatte einen Durchmesser von 2,7 m.
Die Höhe des am 2. Oktober in Betrieb genommenen Turmes war 29,4 m. Sein Fuß war auf 7 m Höhe von der kreisförmig angelegten Wärterwohnung von 11,7 m Durchmesser umgeben. Die Abbildung, aus einem Verzeichnis der Seezeichen an Deutschen Küsten von 1878, zeigt den Turm zu dieser Zeit. In der Laterne war zunächst eine von der Firma Sautter & Cie Paris hergestellte sechsfeldrige Linsenleuchte mit einer Gürtelleuchte im unteren Bereich aufgestellt. Als Lichtquelle diente anfangs eine zwielichtige Argandlampe mit Rübölbetrieb. Später erfolgte der Betrieb mit Petroleum. 1878 wurde eine große Drehlinsenoptik mit einer elektrischen Bogenlampe der Firma Helius Köln eingebaut. Außer dem wurden an der Laterne elektrische Otterblenden installiert. In einer Fensternische des Turmes war noch ein Nebenfeuer untergebracht, das mit einer Gürtelleuchte betrieben wurde. Das Hauptfeuer war mit 30,6 m Feuerhöhe mit der Kennung Fest weiß & rot und Blitz Pause (3) & (4) versehen, das 28,4 m hohe Nebenfeuer hatte ein weißes Festfeuer.
Mit der Einführung der elektrischen Beleuchtung erfolgte der Bau eines Maschinenhauses, in dem Dampfkessel, 2 Dampfmaschinen und die Schaltanlage untergebracht wurden. Außerdem entstanden ein Kohlenschuppen, Werkstatt und Magazin.
Nach Verstärkung des Turmes erfolgte 1926 - 1927 ein weiterer Umbau auf der Turmplattform. Es wurde eine 5 m hohe zweigeschossige Turmerhöhung aus Stahlbeton vorgenommen, die in einer überragenden Plattform endete. Die neue Laterne hatte ebenfalls einen ovalen Grundriss und ein kegelförmiges Dach. Zur leuchtfeuertechnischen Ausrüstung gehörten zwei katadioptrisch Gürtelleuchten von 400 mm Brennweite die mit einer Gleichstrom-Differenzial-Bogenlampe 75-80V/22A (Preussische Bogenlampe mit waagerechter positiver Kohle) betrieben wurde. Wann der nun 39 m hohe Turm seinen roten Anstrich erhielt ist nicht bekannt, aber vermutlich zum Zeitpunkt des Umbaus.
Im Nebenfeuer war ebenfalls eine Gürtelleuchte, jedoch mit einer 500W/199V-Glühbirge eingebaut. Ab 1926/27 erfolgte die Stromversorgung aus dem örtlichen Stromnetz, zur Notstromversorgung waren Dieselaggregate vorhanden. Mit der Inbetriebnahme des heutigen Leuchtturms Wangerooge am 7. November 1969 wurde sein Feuer gelöscht. Im Wohnhaus der Leuchtturmwärter sowie im unteren Teil des Turmes eröffnete man 1972 ein Museum zur Inselgeschichte. Der Wangerooger Turm kann von Besuchern bestiegen werden.
Ein weiteres Seezeichen der Insel Wangerooge war die Strandbake. Auf Wangerooge wurde 1624 ein kegelförmiges Kapengerüst errichtet. Eine weitere Bake älterer Bauart ist auch die 156,7 m hohe schwarze Strandbake am Ostende der Insel, die bis zum unteren Balken mit Latten verschalt war. Im Nordsee-Handbuch des Deutschen Hydrographischen Instituts von 1949 ist diese Bake noch aufgeführt. 1865 wurde die Strandbake erstmals errichtet. Die Bake enthielt bis 1969 eien Ferienunterkunft für Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Wilhelmshaven.
In unmittelbarer Nähe zum Leuchtturm gabe es noch die Dünenbake, hier auf einer Abbildung um 1915. Diese Karte zeigt den Standort der Bake.
Mit dem Ausbau des Jadefahrwassers auf 13 m unter Seekartennull war der Bau eines neuen Leuchtturm erforderlich. Nach einer Pfahlgründung mit 24 Betonpfählen begann im Herbst 1966 im Westen der Insel der Bau eines achteckigen Gründungssockels. Auf diesem Unterteil entstand der 64 m hohe Turm mit dem Leit- und Nebelfeuer in 25,8 m Höhe und dem Hauptfeuer in 61 m Höhe. Die Verglasung der Laternenhäuser ist aus Aluminiumguß zusammengesetzt, die Scheiben sind beheizbar. Im Haupt- und Nebenfeuer sind zwei übereinander angeordnete Drehlinsenoptiken mit Scheinwerferlinsen für Blitzfeuer eingebaut. Die Gürtelloptik des Leit- und Nebenfeuers stammt aus dem alten Wangerooger Leuchtturm. Um bei Stromausfall die Feuer weiter zeigen zu können, ist im Keller ein Notstromaggregat aufgestellt. Beide Feuer werden über eine Richtfunkstrecke von der Seezeichenzentrale des Wasser- und Schiffahrtamtes Wilhelmshaven ferngesteuert. aktualisiert: 31.07.2007
Fotos Strand-/ostbake und Dünenbake: http://www.baken-net.de/index1.htm