Arngast
Leuchtturm Arngast
Der Jadebusen entstand im früheren Mittelalter durch große verheerende Sturmfluten, wie z. B. die Julianflut am 17. November 1164, Marcelflut am 17. November 1362 und die Antoniflut am 17. Januar 1511. Bei diesen Sturmfluten versank auch die Insel „Kirchspiel Arngast“. Auf dieser Insel erbaute man 1909/10 den Leuchtturm Arngast. Nach der Inbetriebnahme des Turmes wurde der Leuchtturm Vareler Siel noch bis zum 1. Juli 1913 betrieben und im Jahre 1922 abgerissen. Dieses Leuchtfeuer kennzeichnete das Fahrwasser der Innenjade von der Geniusbank bis Wilhelmshaven.
Zur Gründung des Arngaster Leuchtturmes wurden 112 7,60 m lange Holzpfähle in den Meeresgrund getrieben. Die Pfahlköpfe wurden mit einer Tonrohrummantelung versehen und von einer Wellblechspundwand umschlossen. Dieser Schutz wurde gegen Bohrmuschelbefall vorgenommen.
Inzwischen wurde an Land der als Schwimmkasten ausgebildete topfförmige 12 m hohe Turmteil gefertigt. Dieser Caisson wurde bei Hochwasser eingeschwommen und mit einer Betonfüllung versehen. Auf diesem Unterteil wurde zuerst ein Sockel gebaut, welcher eine Höhe von 10,74 m über NN erreichte. Anschließend erfolgte der Turmaufbau aus geschraubten Rippenplatten, die von der Isselburger Hütte geliefert wurden. Die Gussformen für den Turm waren von den einige Jahre zuvor erbauten Leuchttürmen Pellworm, Hörnum und Westerheversand noch vorhanden.
Diese Art des Leuchtturmbaus aus „Fertigteilen“ war von 1856 bis 1912 eine gängige Bauweise, sie wurde in den Niederlanden entwickelt. Nach Untersuchungen des Ing. van Suchtelen, dem pensionierten Leiter des Gusszentrums Delft, wurden von den niederländischen Gießereien von 1856 bis 1899 insgesamt 32 Leuchttürme, davon 12 an der eigenen Küste und 20 für Indonesien gefertigt. Nach van Suchtelen sollen noch 150 gusseiserne Türme in der ganzen Welt betrieben werden. Die Isselburger Hütte ist familiär mit der Delfter Hütte verbunden.
In einer Höhe von 30,2 m über Mittelhochwasser des Leuchtfeuers Arngast befindet sich das 16 Seemeilen weit reichende grüne feste Feuer. Es ist mit einer Gürtelleuchte von 300 mm Brennweite (Höhe 112 cm) versehen, die im Hauptfeuer zuerst mit einer elektrischen Bogenlampe und im Nebenfeuer mit einer Xenon100-Watt-Lampe betrieben wurde. Die Stromerzeugung erfolgte durch 2 Gleichstromgeneratoren, die mit je einem 12 PS starken Dieselmotor betrieben wurden, bis 1966 waren von Müller erfundene Gleichstrom-Bogenlampen in Betrieb. Die Generatoren wurden inzwischen durch einen Drehstromgenerator ersetzt. Seit 1966 ist das Haupt- und Nebenfeuer mit je einer 1600-Watt-Xenon-Lampe bestückt.
Im unteren Sockel des neungeschossigen Turmes sind ein Trinkwassertank, Kühlkeller sowie Heiz- und Werkstattraum untergebracht. Der Maschinenraum befindet sich im gemauerten Teil des Turmes. In diesem Bereich befand sich auch ein Bootspodest mit einem Kran von 500 kg Tragfähigkeit und ein Ausleger für Wasserfahrzeuge an der Ostseite des Leuchtturmes.
Der eisernen Turmteil beherbergte die Räume für Betriebsmittel, Wohn- und Schlafräume, die Küche sowie oberhalb des Maschinenraumes den Batterieraum. Die Kosten des Arngaster Turmes, von dem der untere Teil verklinkert war, betrugen 1910 rund 120.000 Mark und 60.000 Mark für die Optik sowie Maschinenanlage.
Während des 2. Weltkrieges war über dem Laternenraum ein Scheinwerferstand aufgebaut und neben dem Turm für die Bedienungsmannschaft die Wohnbaracke auf Pfählen errichtet worden. In den letzten Kriegsjahren brannte die Baracke ab, der Scheinwerferstand wurde 1946 demontiert.
Bis 1968 war der 36,9 m hohe Leuchtturm Arngast mit 3 Leuchtturmwärtern besetzt, die 14-tägig abgelöst wurden. 1985 wurde das Mauerwerk des 1. Geschossen mit einem Spritzbetonmantel saniert, das 2. Geschoss erhielt eine Aluminiumblechverkleidung. Die Stromversorgung des Turmes erfolgt heute über ein Seekabel von Wilhelmshaven, bei Stromausfall ist ein Dieselnotstromaggregat vorhanden. Die Fernsteuerung und Überwachung erfolgt von der Schaltstelle Wilhelmshaven.
Der Leuchtturm Arngast erhielt im Jahre 2006 ein neues Erkertürmchen. Das alte Türmchen war so stark korridiert, dass es nicht mehr zu reparieren war. Durch Mitarbeiter des Bauhofs des WSA Wilhelmshaven wurde ein neues Türmchen gebaut, dessen Aussehen sich aber nicht veränderte. Das Aufsetzen des neuen Nebenfeuers gelang mit Hilfe eines Helikopters.