Vareler Siel
Zur Sicherung der Ansteuerung des Fahrwassers der Innenjade von der Geniusbank bis zu den Einfahrten des Kriegshafens Wilhelmshaven wurden 1876 durch die Maschinenfabrik Borsig Berlin zwei baugleiche Leuchttürme errichtet, der Leuchtturm Schillighörn und der 29,7 m hohe Turm am Vareler Siel.
In einer Bekanntmachung des Kaiserlichen Kommandos der Marinestation der Nordsee vom 31. März 1877 wird der Turm wie folgt beschrieben: Die Leuchtturm bei Vareler Siel liegt unter 53°24‘50“ nördlicher Breite, 8°11‘3“ östlicher Länge, auf dem Schafdeich nördlich des Vareler Binnentiefs. Der Standort ist heute noch erkennbar, ca. 400 m nördlich der Sielstelle von 1873. Das Leuchtturmwärterhaus ist erhalten geblieben, es handelte sich um das Gebäude Kohlhof Nr. 12.
Der Leuchtturm stand auf einem 3,5 m hohen Unterbau aus Mauerwerk, in dem sich auch die Petroleumtanks zur Speisung des Leuchtfeuers befanden. Auf diesem Unterbau war der aus einer Einsenblechkonstruktion bestehende Turm errichtet worden. Sechs starke, schräg stehende, eiserne Streben stützten den Turm. Der achtgeschossige Turm ( 6 untere und 2 Laternengeschosse) endete in einem achteckigen Aufsatz, der von einem kuppelförmigen Kupferdach abgedeckt wurde. Eine 75 cm breite Galerie lief 3,5 m unterhalb der Turmspitze um den Turm herum, 3 m unterhalb der Galerie befand sich vor dem Richtfeuer ein 1,6 m langer Balkon. Der Turm hatte im Mittel einen Durchmesser von 2,5 m. Die sechs unteren Etagen waren über eine Wendeltreppe zu erreichen, zu den Leuchtfeuern in den oberen Geschossen gelangte man über Leitern.
Der Leuchtturm am Vareler Siel wurde am 1. April 1877 in Betrieb genommen. Anfangs waren zwei Leuchtfeuer eingebaut, ein rotes Festfeuer und 3 m unter diesem Oberfeuer ein weißes Festfeuer. Die Optiken bestanden aus Fresnel-Linsen IV. Ordnung mit Petroleumglühlicht. Beide Feuer waren 13 Seemeilen weit sichtbar. Die Feuerhöhen waren 27 m rot und 24 m weiß über Mittelhochwasser.
Da sich das Feuer bald als zu schwach erwies, Dunstbildung über den ausgedehnten Wattflächen verringerte häufig stark die Sichtweite, wurde am 1. August 1878 im oberen Feuer ein weißes Blitzfeuer in Betrieb genommen. Die Kennung wurde durch Otter-Blenden erzeugt. Im oberen Feuer wurde ein zweidochtiger Farquar-Brenner eingebaut.
Einen weiteren Versuch die Wirkung des Vareler Leuchtfeuers zu verbessern wurde 1904/05 von der Firma Pintsch Berlin mit Acetylenlicht unternommen. Da sich dieser Betrieb zu aufwendig erwies und der Petroleumbetrieb gleichwertige Lichtwirkung erbrachte, blieb der alte Petroleumbrenner in Betrieb.
Auf dem Leuchtturm war eine Signalstation eingerichtet, die nach dem internationalen Signalbuch mit Schiffen in Verkehr treten konnte.
Da der Leuchtturm Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr den Anforderungen der Kaiserlichen Marine genügte, wurde 1909/10 der Leuchtturm Arngast gebaut. Am 3. Juni 1910 kaufte die Stadt Varel den Turm für 1500 Mark. Das Leuchtfeuer wurde noch bis zum 1. Juli 1913 betrieben und zeigte den Fischern den Weg in das Vareler Außensiel und den Vareler Hafen. Dann wurde es durch einer 100-kerzige Lampe am Schornstein der Kunstdüngerfabrik ersetzt. Im Jahre 1922 wurde das Bauwerk vom Eisenwerk Varel abgebrochen. Das Leuchtturmwärterhaus kaufte der Mühlenbesitzer Schmidthusen für 6900 Mark.